Wenn Milchmädchen rechnen, Heute: E-Mobilität

Ich bin es wirklich langsam leid, dieses ungenierte rauströten E-Autos seien DIE Zukunft. Ganz pauschal gesehen gibt es sowas gar nicht, dass irgendwas DIE Zukunft ist. Die Geschichte lehrt uns, dass es immer wieder neue Errungenschaften gibt und das eine heutiges Nonplusultra-Konzept morgen tot sein kann. Und so ist ein gesundes Maß an Skepsis schlicht nie verkehrt.

Klar, nen Tesla stell ich mir auch gerne in die Garage, ein tolles Stück Technik. Auch und gerade weil ich mich nicht dran erinnern kann, in welchem meiner Lebensabschnitte ich nicht irgendwo early adopter war, wenn es um Technik ging, denn ich liebe Technik. Aber gerade wenn es um einen Tesla geht, muss ich mich doch ehrlich machen, wenn ich damit mein grünes Gewissen befriedige. Es gibt etliche Wege umweltschonender unterwegs zu sein, als zb. mit dem Tesla Model S, denn das ist schlicht, trotz E-Antrieb kein Umweltauto, sondern noch immer ein Luxusfahrzeug, das in der aktuellen Baureihe höchstens 4,6 Sekunden von 0 auf 100 benötigt, der größte gar nur 2,7 Sekunden und das bei einem Gewicht von irgendwas um die 2 Tonnen, je nach Ausstattung und Batterie wohl. Das ist sowohl ökologisch als auch ökonomisch gesehen kein „günstiges“ Auto. Ich bekomme Glanz in den Augen, wenn ich einen sehe, aber das macht ihn noch nicht „gut“

Bei Heise versucht heute jemand in Sachlichkeit zum Thema und das gelingt auch an vielen Stellen. Der Autor versucht den Blick möglichst realistisch auf das Produkt zu richten, aber er macht dabei vor allem einen Fehler, wie auch jeder andere zuvor, der mich ein Stück weit auf die Palme bringt, er nimmt als Grundlage für die Berechnungen ganz selbstverständlich den Drittelmix an und das ist schlicht und ergreifend eine Fehlannahme, die es endlich zu korrigieren gilt.

Drittelmix
Drittelmix

Der Drittelmix existiert für E-Autos aus einem guten Grund nicht, hier werden keine Altgeräte ersetzt, sondern energietechnisch werden NEUE Geräte angeschafft und die führen, durchaus auch abhängig davon in welcher Masse sie auftreten, welche Wachstumsraten dieser Markt erzielt, eben zu einem erhöhten Verbrauch aus dem Stromnetz. In dem Fall können sie zwar auch etwas Gutes für das Stromnetz sein, nämlich Puffer, aber darum geht es mir gerade nicht. Es spielt auch keine Rolle, ob ich mein Gewissen damit befriedige, dass ich meinen Tesla mit meiner PV-Anlage versorge, denn unterm Strich werden Kilowattstunden verbraucht, die ansonsten woanders verbraucht werden könnten und dort dann effektiv fossilen Strom verdrängen könnten.

Ich will das auch gar nicht schlecht reden, E-Autos werden ganz sicher ein großer Bestandteil der Zukunft sein, aber ich bitte doch darum, gerade diesen Pfad des Umweltschonens mit etwas realistischerem Blick zu betrachten, das E-Auto alleine bringt uns nichts, wenn es zu schnell in den Markt drängt. Die einzigen, die ihr Glück dann kaum werden fassen können, sind die Betreiber fossiler Kraftwerke, denn jede KwH, die wir zusätzlich aus dem Netz entnehmen muss zwangsläufig fossil gewonnen werden. Nur wenn wir es schaffen, erneuerbare Energien deutlich schneller wachsen zu lassen, als der zusätzliche Verbrauch der E-Mobilität an Energie kostet, wird das ein Gewinn. Daher kann das Ziel nur eines sein, so schnell wie möglich die Erneuerbaren auszubauen und gerade da sind wir im Moment dank der Politik mit deutlich angezogener Bremse unterwegs. Auf dem Gebiet Druck zu machen, ist deutlich wichtiger als bei der E-Mobilität.

tl;dr E-Autos sind toll, aber nicht das Allheilmittel

Ein Gedanke zu „Wenn Milchmädchen rechnen, Heute: E-Mobilität

  • 17. August 2017 um 08:02
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    Man muss sich schon in alle Richtungen informieren. Die sog. erneuerbaren Energien können in den nächsten Jahren die Lösung nicht sein, weil sie keine kontinuierliche, verlässliche Leistung bieten. So müssen, um die Stabilität des Netzes zu gewährleisten, weiterhin Kraftwerke einspringen, wenn kein Wind weht oder die Sonne nicht scheint. Diese müssen ständig parallel laufen, auch wenn sie gerade nicht beansprucht werden. So lange keine brauchbaren Speicher vorhanden sind, bleibt diese Form der Energiegewinnung ein Wunschtraum. Wir sind noch viele Jahre davon entfernt. Ein vermehrtes Aufkommen elektronisch betriebener Fahrzeuge und der daraus resultierenden erhöhten Stromverbrauch kann nur mit herkömmlichen Kraftwerken bewältigt werden.

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