Sie tun es schon wieder. Schuld sind immer die anderen und überhaupt, man muss auf den Populismus reagieren, der zum Ergebnis in MV geführt hat. NEIN, verdammt, muss man nicht. Man muss nicht die Flüchtlingsfrage klären, jedenfalls nicht prioritär, sondern man muss den Menschen die Angst nehmen. Die Angst, die sich die Menschen nicht einfach selber eingeredet haben, sondern die Angst, die Systembedingt vorhanden ist.
Große Krokodilstränen überall, zuletzt in der Lokalpresse hier:
Düsseldorfer Politiker sind besorgt über den Wahlausgang in Mecklenburg-Vorpommern
Was die Politik wirklich tun muss? Ein paar Vorschläge:
– Hartz 4 muss weg, wie auch immer man das anstellt, dass BGE ist eine Option, imo die beste. Wer Angst hat vor dem wirtschaftlichen Abstieg (wirtschaftlich, nicht sozial, die Asozialen befinden sich beinahe ausschließlich unter den Reichsten des Landes) hat das Bedürfnis nicht ganz unten zu stehen, man muss ja irgendwie noch runter schauen können.
– Gebt den Menschen eine Zukunft, die Rente muss sicher sein und sie kann es! Sie kann es ganz sicher, wenn wir diesen ganzen Schlamassel mit der Privatisierung größtmöglich zurückdrehen. Ärztekammer, Architektenkammer, Rechtsanwaltskammer und die Politiker schaffen sich auch eigene Versorgungswerke, um ganz locker entscheiden zu können, dass jetzt alle die nicht lange genug arbeiten, die Rente gekürzt bekommen. Dabei haben genau diese Politiker das zu verantworten, werden davon aber nicht betroffen sein.
Um es wirklich kurz zu fassen, die Politik hat dafür gesorgt, dass die Menschen in Existenzangst leben und jetzt weinen sie Krokodilstränen, weil es eine Partei gibt, die diese Ängste adressiert und ausnutzt und statt klar zu machen, dass nicht die Flüchtlinge Schuld an diesen Ängsten sind, sondern die Politik, schüren sie das Problem weiter und treiben noch mehr Menschen, in die Arme der Rattenfänger, indem sie meinen, man müsse das Thema Flüchtlinge deutlicher adressieren. srsly, das ertrage ich nicht. Was ist das Dummheit? Berechnung? Es ist in meinen Augen mindestens zu Teilen Ignoranz!
Nagel aufn Kopp. Danke
Treffer, versenkt. Danke.
Danke Kai,sehr gut. 🙂
Nur mal zur Information, die Versorgungswerke sind entstanden, weil die freien Berufe damals nicht in die gesetzliche Rentenversicherung durften. Genauso wurden auch die privaten Krankenversicherungen gebildet, weil man sich damals die Beträge für die Beamten sparen wollte.
Ich halte Abstiegsangst nicht für den entscheidenden Faktor der aktuellen politischen Situation, die o.g. Probleme höre ich seit 30 Jahren und nach wirtschaftlichen Indikatoren haben sich die Situation eher verbessert. Vor der Einwanderungswelle gab es bei Umfragen zur wirtschaftlichen Zufriedenheit Rekordwerte.
Die momentane politische Situation ist allerdings tatsächlich nicht allein auf die unkontrollierte Einwanderung zurückführen, sondern auf eine über Jahrzehnte gewachsene Distanz zwischen den politischen Eliten und der arbeitenden Bevölkerung. Waren früher Sozialdemokraten und Gewerkschaften Interessensvertreter der Arbeiter und Angestellten, so haben sie sich im Laufe der Jahre weit davon distanziert. Meiner Meinung nach ist die Hauptursache dieser Entwicklung, dass die vielen Emporkömmlinge, die auch der sozialdemokratischen Politik der 70er Jahre ihren Aufstieg verdanken nun ihre Herkunft leugnen und sich einer Elite zugehörig fühlen, die die Probleme der Bevölkerung ohne Plan B nicht mehr versteht.
Welche Historie die einzelnen Versorgungswerke haben, spielt ja für den auftretenden Effekt keine Rolle. Klar ist nur, dass das Sozialsystem an sich durch immer weniger Zahlende getragen wird, das gilt für alle solidarisch gedachten Systeme.
Ich weiß nicht, welcher Faktor der entscheidende ist, ich glaube, das behaupte ich auch nicht wirklich mit dem Text, bei einer dermaßen großen Bewegung ist niemals allein ein Grund die Quelle, aber eine nicht kleine Gruppe, so behaupte ich, trägt dieses Phänomen mit und hievt es meiner Meinung nach über eine Schwelle. Wo es vorher „bäh bäh“ war, sich als Rassist zu outen, ist es heute salonfähig geworden.
Diese Distanz die du beschreibst, steckt ja zum Teil auch im Text. Politiker schaffen sich aktuell Systeme, wo sie schön unbehelligt von sinkenden Renten, ihre Rente in voller Höhe kassieren können. Nur ein Symptom dafür, wie weit weg vom Volk sie sich befinden.
Bei meinem Antritt im Landtag war eine der ersten Fragen, die nach der Wahl der Krankenversicherung und es gab zu keinem Zeitpunkt einen Zweifel daran, dass ich weiter bei meiner nicht privaten Krankenkasse bleiben werde. Müssten Politiker in gesetzliche Systeme einzahlen, also verpflichtend, wäre das ein guter erster Schritt, denn es würde einen Teil der Abkopplung vom Bürger rückgängig machen, denn sie würden zumindest da schon mal nicht über Dinge entscheiden, die sie nicht betreffen.
Das sitzt! Eine klare Aussage – danke dafür.
Als Politker den Menschen die Angst in dieser Pauschalität nehmen zu wollen finde ich vermessen. Das etwas monströses, paternalistisches und antiliberales. Wenn Du analysierst, dass es im Kern um soziale Ängste geht, reduzierst Du die Menschen zudem auf ihre materiellen Interessen, das ist ebenfalls völlig einseitig und deklassiert sie. Ich denke es stimmt aber, dass viele sich bei ihrer Wahlentscheidung von Ängsten haben leiten lassen. Offenkundig sind wir aber als Gesellschaft nicht in der Lage die zugrunde liegenden Fragen offen zu diskutieren (wird zB hier deutlich wird http://www.zeit.de/campus/2016-06/politisches-engagement-junge-linke-studenten-parteizugehoerigkeit). Wir sollten das zunächst lernen, da möge jeder bei sich selbst beginnen und in seinem Netzwerken dafür eintreten. Momentan scheint die polit. Auseinandersetzung nur zu gehen über eine neue rechte Partei mit persönlichen Angriffen und wenig sachlicher Auseinandersetzung. Gewaltätigkeiten auf beiden Seiten kommen ebenfalls vor. Ich wünsche mir es kommen nicht wieder Weimarer Verhältnisse.
Ich glaube es kommt im Text und den Kommentaren durchaus heraus, dass ich das nicht in dieser Pauschalität beabsichtige. Ich bin nur kein Fan von langen verschnörkelten Texten. Eine einfache Aussage und die Diskussion kommt. Der stelle ich mich dann ganz sicher.
Deutlicher, weder ist meine Erklärung die einzig richtige, es kommt viel mehr zusammen im Moment, noch ist die Existenzangst die einzige die hier eine Rolle spielt. Unterm Strich geht es mir darum, dass ich der Meinung bin, dass dieses massive Auftreten der AfD ohne die im Text genannte Dinge nicht möglich gewesen wäre. Da kommen Rassisten zu vergrämten Wählern, Menschen mit Existenzängsten und der Gruppe der Protestwähler und es entsteht eine unschöne Mischung, innerhalb derer es anscheinend erlaubt ist, seinen Rassismus auszuleben.
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